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Überwachung von prioritären Krankheitserregern auf europäischer Ebene

LIH beteiligt sich an EU-finanziertem One Health-Projekt  

13 Juni 2024 4minuten

Das LIH Department of Infection and Immunity (DII) beteiligt sich an dem EU-Projekt OH4Surveillance („Setting up a coordinated surveillance under the One Health approach“). Das Projekt wird für drei Jahre im Rahmen des EU4Health-Programms (EU4H) der Europäischen Kommission finanziert und zielt darauf ab, die Überwachung von prioritären Krankheitserregern, die die menschliche Gesundheit in der Europäischen Union bedrohen, zu verbessern.


Bei den meisten neu auftretenden Infektionskrankheiten, die den Menschen befallen, handelt es sich um Zoonosen, d. h. um Erreger, die vom Tier auf den Menschen „übergesprungen“ sind. Die Faktoren, die das Auftreten und die Ausbreitung von Zoonosen begünstigen, sind komplex und umfassen klimatische, ökologische, politische, wirtschaftliche und soziale Überlegungen, wobei davon ausgegangen wird, dass das Risiko aufgrund der engeren Interaktion mit Tieren in der Landwirtschaft, als Haushaltsgefährten und in der natürlichen Umgebung zunimmt. Zoonosen stellen daher weltweit eine große Belastung für die öffentliche Gesundheit dar.

Die COVID-19-Pandemie ist das jüngste und aussagekräftigste Beispiel für diesen Zusammenhang und hat die Notwendigkeit deutlich gemacht, die Bereitschaft, Wirksamkeit und Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme gegenüber Zoonosen zu verbessern. Erreicht werden kann dies durch einen Paradigmenwechsel von isolierten Gesundheitsinitiativen hin zu gestrafften, koordinierten und kooperativen Praktiken im Rahmen des One-Health-Ansatzes – eines integrierten, vereinheitlichenden Ansatzes, der die enge Verflechtung von menschlicher Gesundheit, Tiergesundheit und Umwelt anerkennt.

In diesem Zusammenhang wurde das Projekt OH4Surveillance im März 2024 in Kopenhagen, Dänemark, mit Vertretern der 11 teilnehmenden EU-Länder sowie Vertretern der Europäischen Exekutivagentur für Gesundheit und Digitales (HaDEA) und der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ins Leben gerufen. In Luxemburg wird das LIH die nationalen Projektaktivitäten in enger Zusammenarbeit mit der Luxemburger Veterinär- und Lebensmittelverwaltung (ALVA) koordinieren. Unter der Leitung von Dr. Judith Hübschen wird das nationale Konsortium Zecken in Erholungsgebieten, in denen Menschen und Haustiere exponiert sind, sowie von Wildtieren, einschließlich Zugvögeln, beproben und identifizieren. Die Zecken werden auf das FSME-Virus und das Bakterium Borrelia burgdorferi s.l. – den Erreger der Lyme-Borreliose – untersucht, und die nachgewiesenen Erreger werden durch Sequenzierung charakterisiert. «Das FSME-Virus wurde bisher noch nicht in Zecken aus Luxemburg nachgewiesen. Allerdings hat sich seine geografische Verbreitung in den letzten Jahren ausgeweitet, und es werden ständig neue Risikogebiete ausgewiesen. Borrelia burgdorferi s.l. hingegen wurde 2007 in etwa 11 % der luxemburgischen Zecken nachgewiesen, aber es fehlen neuere Daten über ihre Prävalenz. Wir wollen daher Zecken aus dem ganzen Land untersuchen, um aktuelle Informationen zu erhalten und die Gesundheitsbehörden besser beraten zu können», erklärt Dr. Hübschen, Leiter der Forschungsgruppe Klinische und angewandte Virologie am DII.

Darüber hinaus wird das LIH die passive Überwachung von West-Nil-Viren, hochpathogenen Vogelgrippe- und Schweinegrippeviren bei Hochrisikospezies durchführen. «Ähnlich wie bei der FSME breitet sich das West-Nil-Virus in Europa immer weiter nach Norden aus. Daher ist die Untersuchung von Wildvogelarten, die als Reservoir für das West-Nil-Virus dienen, ein wesentlicher Aspekt für die Frühwarnung. Auch Influenza-A-Viren stellen bekanntermaßen eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier dar. Die zunehmende Zahl von Berichten über die Übertragung des H5N1-Virus von Vögeln auf Säugetiere ist nur ein Beispiel für die Notwendigkeit einer verstärkten weltweiten Überwachung», fügt Dr. Chantal Snoeck, Wissenschaftlerin in der Gruppe Klinische und angewandte Virologie, hinzu.

Das Ziel unseres Projekts und generell des One-Health-Ansatzes, den wir seit etwa 20 Jahren verfolgen, ist die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit durch die frühzeitige Erkennung neu auftretender und wieder auftauchender Zoonoseerreger bei Tieren und in der Umwelt. Mit dem Projekt OH4Surveillance tragen wir dazu bei, die allgemeinen Ziele des EU4Health-Programms zu erreichen, nämlich den Schutz der Menschen in der EU vor schwerwiegenden grenzüberschreitenden Gesundheitsbedrohungen, die Stärkung der Reaktionsfähigkeit der Gesundheitssysteme und die Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten,

so Dr. Hübschen abschließend.

Finanzierung und Kooperationen

OH4Surveillance umfasst 11 Begünstigte und 11 angeschlossene Einrichtungen und wird vom dänischen Statens Serum Institut (https://en.ssi.dk/surveillance-and-preparedness/international-coorporation/oh4surveillance) koordiniert. Das Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101132473 kofinanziert.

Scientific Contact

  • Judith
    Hübschen
    Group Leader Clinical and Applied Virology

    Department of Infection and Immunity

    Contact

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