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Sechs von zehn Menschen mit COVID-19 leiden auch ein Jahr später noch an mindestens einem Symptom, wie eine Langzeitstudie zu Covid zeigt.

Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Reizbarkeit sind die häufigsten anhaltenden Symptome; jeder siebte Betroffene gibt an, dass er sich nicht vorstellen kann, langfristig mit seinen Symptomen zu leben.

28 Juni 2022 4minuten

Sechs von zehn Personen, die an COVID-19 erkrankt sind, haben ein Jahr später immer noch mindestens ein Symptom. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die auf dem diesjährigen European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID) in Lissabon, Portugal (23.-26. April), vorgestellt wird.

Die luxemburgischen Forscher fanden außerdem heraus, dass COVID-19-Symptome, die nach 15 Wochen nicht abklingen, wahrscheinlich mindestens ein Jahr lang anhalten.

Schätzungsweise 25-40 % der Menschen mit COVID-19 entwickeln „long Covid“ – anhaltende Symptome, die mehrere Organe betreffen können und auch psychische Probleme mit sich bringen.

Die meisten der bisherigen Daten beruhen jedoch auf Patientinnen und Patienten, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, und es ist nicht klar, inwiefern sie auf COVID-19-Fälle im Allgemeinen zutreffen.

Um mehr darüber herauszufinden, haben Aurelie Fischer und ihre Kollegen vom LIH fast 300 Personen ein Jahr nach ihrer COVID-19-Diagnose befragt.

Die 289 Teilnehmer (50,2 % Frauen) hatten ein Durchschnittsalter von 40,2 Jahren und wurden nach dem Schweregrad ihrer Erstinfektion in drei Gruppen eingeteilt: asymptomatisch, leicht und mittelschwer/schwer.

Sie wurden gebeten, einen detaillierten Fragebogen auszufüllen, in dem sie angeben sollten, ob sie eines oder mehrere von 64 häufig mit Covid zusammenhängenden Symptomen verspürten.

Außerdem haben sie einen Fragebogen zur Schlafqualität und einen weiteren zur Auswirkung von Atemwegssymptomen, wie z. B. Atemnot, auf die Lebensqualität ausgefüllt.

Sechs von zehn (59,5 %) TeilnehmerInnen hatten ein Jahr nach ihrer Erstinfektion mindestens ein „long Covid“-Symptom, wobei Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Reizbarkeit am häufigsten auftraten.

Ein Drittel (34,3 %) litt auch ein Jahr später noch unter Müdigkeit, 12,9 % gaben an, dass die Atemwegssymptome ihre Lebensqualität beeinträchtigten würde, und mehr als die Hälfte (54,2 %) hatte anhaltende Schlafprobleme.

Bei TeilnehmerInnen, die eine mittelschwere/schwere COVID-19-Infektion durchgemacht hatten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch nach einem Jahr noch mindestens ein Symptom hatten, doppelt so hoch wie bei TeilnehmerInnen, deren ursprüngliche Infektion asymptomatisch war. Eine mittelschwere/schwere COVID-19-Infektion war auch nach einem Jahr mit mehr Schlafproblemen verbunden als eine asymptomatische Infektion (63,8 % gegenüber 38,6 %).

Aurelie Fischer: „Wir beobachteten ein Gefälle zwischen dem Schweregrad von COVID-19 bei Studienbeginn und der Häufigkeit von langem Covid nach einem Jahr. TeilnehmerInnen mit einer leichten Form der akuten Erkrankung hatten nach einem Jahr mit größerer Wahrscheinlichkeit mindestens ein Symptom und Schlafprobleme als diejenigen, die symptomlos waren, jedoch in geringerem Maße als diejenigen mit einer mittelschweren oder schweren akuten Erkrankung.“

Jede/r siebte TeilnehmerIn (14,2 %) gab an, dass er sich nicht vorstellen könne, langfristig mit seinen Symptomen zurechtzukommen.  Das Fortbestehen der Symptome wurde nicht mit der Pandemiewelle in Verbindung gebracht.

Der Gesundheitszustand der TeilnehmerInnen wurde seit deren jeweiliger Covid-Diagnose im Rahmen von Predi-COVID verfolgt, einer groß angelegten Studie über Risikofaktoren und Biomarker im Zusammenhang mit dem Schweregrad von COVID-19 und den langfristigen gesundheitlichen Folgen der Krankheit in Luxemburg.

Aus den Daten von Predi-COVID ging auch hervor, dass COVID-19-Symptome, die nach 15 Wochen noch nicht abgeklungen waren, wahrscheinlich auch noch ein Jahr nach der Erstinfektion vorhanden sein würden.

Die Analyse zeigte auch, dass einige Gruppen von Symptomen zusammen auftreten, was darauf hindeutet, dass es mehrere verschiedene Arten von Langzeit-Covid gibt.

Aurelie Fischer dazu: „Unsere Studie bietet eine detaillierte Beschreibung der Symptome, die ein Jahr nach Covid-19 fortbestehen, je nach Schweregrad der Ersterkrankung.

Die Studie zeigt, dass ein Long Covid auch ein Jahr nach der akuten Infektion noch große Auswirkungen auf die Lebensqualität haben ann. Im Allgemeinen gilt: Je schwerer die akute Erkrankung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand anhaltende Symptome hat; allerdings können auch Personen mit einer asymptomatischen oder leichten Erstinfektion eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität erfahren.

„Wir haben auch herausgefunden, dass das Long Covid wahrscheinlich aus mehreren Unterkategorien besteht, die sich durch bestimmte Kombinationen von Symptomen unterscheiden. Unsere Arbeit wird das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit long Covid schärfen und zur Entwicklung von Gesundheitsstrategien zu ihrer Unterstützung beiztragen.“

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte haben.

Diese Pressemitteilung basiert auf der mündlichen Präsentation L0413 auf der Jahrestagung des European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID). Das Material wurde vom Auswahlkomitee des Kongresses einer Peer Review unterzogen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es kein vollständiges Papier.  Zu dieser Präsentation gibt es kein Poster. Die Original-Pressemitteilung finden Sie hier.

Finanzierung und Kooperationen

Die Predi-COVID-Studie wird vom Fonds National de la Recherche (FNR) (Predi-COVID, Zuschussnummer 14716273), der André-Losch-Stiftung und dem LIH gefördert.

Scientific Contact

  • Aurélie
    Fischer
    Scientific Coordinator, Deep Digital Phenotyping Research Unit

    Department of Precision Health

    Contact

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