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Pressemitteilung

Ältere Erwachsene in europäischen Krebsleitlinien übersehen

Eine neue Studie unter der Leitung von LIH-Forscherin Dr. India Pinker beleuchtet erhebliche Lücken in der Berücksichtigung älterer Erwachsener in den nationalen Krebsbehandlungsrichtlinien von 31 europäischen Ländern.

24 April 2025 4minuten

Eine Überblicksstudie zu 187 Krebsleitlinien aus Europa zeigt, dass ältere Menschen in den meisten nationalen Empfehlungen unterrepräsentiert sind. Die Ergebnisse erfordern dringende Maßnahmen zur Verbesserung der Beratung und Unterstützung für die geriatrische Onkologie in einer alternden Bevölkerung.


Die umfassende Studie wurde von Dr. India Pinker, Postdoktorandin am Luxembourg Institute of Health (LIH) innerhalb der Forschungsgruppe „Ageing, Cancer and Disparities“ (ACADI) des Departments für Präzisionsgesundheit (DoPH), unter der Leitung von Dr. Sophie Pilleron durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Geriatrische Onkologie (SIOG) macht sie auf dringenden Handlungsbedarf aufmerksam, um nationale Leitlinien besser auf die Bedürfnisse älterer Krebspatient:innen abzustimmen.

Die Analyse umfasste 187 Leitliniendokumente aus 31 europäischen Ländern, zu den fünf häufigsten Krebsarten: Brust, Prostata, Darm, Lunge und Blase. Trotz der zunehmenden Krebsbelastung bei älteren Menschen zeigen sich unzureichende, uneinheitliche und stark kontextabhängige Empfehlungen für diese Gruppe.

Ältere Menschen machen die Mehrheit der Krebspatient:innen aus – dennoch sind viele Leitlinien nicht auf ihre Bedürfnisse ausgelegt“, erklärt Dr. India Pinker. „Unsere Forschung zeigt ein eklatantes Fehlen spezifischer, evidenzbasierter Empfehlungen für diese komplexe Patientengruppe.

Laut den Ergebnissen entwickeln Länder wie Frankreich, Deutschland und Schweden zunehmend altersgerechte Leitlinien. In Osteuropa hingegen fehlen oft Ressourcen, um neue nationale Empfehlungen zu erstellen oder bestehende zu aktualisieren. In Luxemburg existierten zum Zeitpunkt der Analyse nationale Leitlinien für Darm– und Lungenkrebs. Nur die Darmkrebsleitlinie enthielt spezifische Hinweise zur Behandlung älterer Erwachsener und betonte dabei die Bedeutung des individuellen Gesundheits- und Funktionszustands.

Viele Leitlinien ignorieren die Komplexität der Geriatrischen Onkologie, oft aufgrund fehlender Studiendaten für ältere Patient:innen. Gründe für diese Defizite sind unter anderem: unzureichende Einbeziehung älterer Erwachsener in klinische Studien, langsamere Einführung neuer Therapien in wirtschaftlich schwächeren Ländern sowie mangelnde interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Onkolog:innen und Geriater:innen.

Die Forschenden des LIH empfehlen den breiten Einsatz von Instrumenten wie der Geriatrischen Basisbeurteilung (CGA) in Kombination mit individualisierten Behandlungsstrategien – weg von rein altersbasierten Entscheidungen. Zudem fordern sie eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Onkolog:innen und Geriater:innen zur Entwicklung integrativer, praxisnaher Leitlinien auf nationaler und internationaler Ebene.

Mit ihren fundierten Erkenntnissen und dem europaweiten Blick liefert die Studie eine wichtige Grundlage für künftige gesundheitspolitische Maßnahmen. Dr. Pinker betont:
Die Krebsversorgung muss den demografischen Wandel abbilden. Diese Studie soll die Bedeutung von Evidenz und geriatrischer Expertise in der Leitlinienentwicklung hervorheben. Damit können wir altersbedingte Ungleichheiten reduzieren und die Versorgung zukunftsfähig gestalten.

Die vollständige Studie wurde in der Fachzeitschrift ESMO Open unter dem Titel veröffentlicht:
Representation of geriatric oncology in cancer care guidelines in Europe: a scoping review by the International Society of Geriatric Oncology (SIOG)

Finanzierung und Kooperation

Diese Arbeit wurde vom Luxemburgischen Nationalen Forschungsfonds (FNR) im Rahmen des ATTRACT-Stipendiums ReDiCO von Dr. Sophie Pilleron gefördert (Projektnummer 16731054).

Über das Luxembourg Institute of Health: Research dedicated to life

Das Luxembourg Institute of Health (LIH) ist ein öffentliches biomedizinisches Forschungsinstitut, das sich auf Präzisionsmedizin ausrichtet, mit dem Ziel eine führende Referenz in Europa für die Umsetzung wissenschaftlicher Spitzenleistungen in einen greifbaren Nutzen für Patienten zu werden.

Das LIH stellt den Patienten in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Angetrieben von der gemeinschaftlichen Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft, sollen Wissen und Technologien, die aus der Forschung an patienteneigenen Daten stammen, genutzt werden, um einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung zu haben. Seine engagierten Teams aus multidisziplinären Forschern streben nach Exzellenz und generieren relevantes Wissen im Zusammenhang mit immunbezogenen Krankheiten und Krebs.

Das Institut setzt auf Kooperation, zukunftsweisende Technologien und Prozessinnovationen als einzigartige Möglichkeiten zur Verbesserung der Anwendung von Diagnostika und Therapeutika mit dem langfristigen Ziel, Krankheiten vorzubeugen.

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