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Interview mit Frau Tonika Hirdman

Interview mit Frau Tonika Hirdman (Generaldirektorin, Fondation de Luxembourg)

05 Juni 2024 7minuten

Die Fondation de Luxembourg (FdL) hat das LIH im Laufe der Jahre tatkräftig unterstützt und eine Vielzahl von Projekten in verschiedenen Forschungsbereichen gefördert. In diesem Interview beleuchtet Frau Hirdman, Generaldirektorin der FdL, die zentrale Rolle der Stiftung bei der Unterstützung von Gesundheits- und Forschungsinitiativen auf lokaler und globaler Ebene.


Frau Hirdman, können Sie uns mehr über die Fondation de Luxembourg und ihre Aufgabe erzählen?

T.H.: Sicherlich. Die Fondation de Luxembourg wurde 2008 in Zusammenarbeit zwischen dem luxemburgischen Staat und dem „Œuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte“ gegründet. Unser Hauptziel ist es, die Philanthropie für Spender zu vereinfachen, indem wir ihnen eine Plattform bieten, um persönliche Stiftungen unter dem Dach der FdL zu gründen und zu verwalten. Wir unterstützen sie bei der Auswahl von Projekten, die ihren spezifischen Interessen entsprechen, bei der Koordinierung und bei der Überwachung ihrer Wirkung. Seit unserer Gründung haben wir mehr als 110 Stiftungen unter unserer Ägide gegründet, die in einem breiten Spektrum von Sektoren tätig sind, von der Armutsbekämpfung und Bildung über die Erhaltung des kulturellen Erbes, Umwelt und Klimawandel bis hin zu Gesundheit und Forschung. Obwohl wir unseren Sitz in Luxemburg haben, erstreckt sich die Reichweite unserer Aktivitäten über unsere Grenzen hinaus auf die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen in bis zu 60 verschiedenen Ländern.

Wie sieht es speziell mit der Unterstützung von Gesundheits- und Forschungsprojekten aus?

T.H.: Die Bereiche Gesundheit und Forschung ziehen aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe zu den Menschen viele philanthropische Bemühungen an. Wir haben derzeit 16 Stiftungen, die in den Bereichen Gesundheit und Forschung tätig sind und Themen wie Biomedizin, Krebsforschung und Neurodegeneration in bis zu einem Dutzend Ländern abdecken, von Luxemburg und seinen Nachbarländern bis hin zu Entwicklungsländern wie dem Kongo und Senegal. Unsere Unterstützung reicht von der Deckung der Kosten für Experimente, Verbrauchsmaterial und der Gehälter von Wissenschaftlern bis zum Aufbau von Kapazitäten in Entwicklungsländern, aber es geht auch um die Bereitstellung von Stipendien und Zuschüssen für Doktoranden, um ihnen die Teilnahme an Austauschprogrammen im Ausland zu ermöglichen. Seit der COVID-19-Pandemie haben wir einen deutlichen Anstieg der finanziellen Unterstützung für Projekte in diesem Bereich erlebt. Im Jahr 2020 haben wir unsere spezielle COVID-19-Stiftung ins Leben gerufen, die innerhalb von nur zwei Jahren über 2 Millionen Euro für luxemburgische Projekte gesammelt hat. Diese Mittel wurden für verschiedene Projekte im Zusammenhang mit der Pandemie bereitgestellt, darunter auch für die Zusammenarbeit mit der Taskforce Research Luxembourg für Gesundheits- und Forschungsinitiativen. Seitdem ist der Anteil der Unterstützung für Gesundheit und Forschung von 28 % unserer Gesamtspenden im Jahr 2019 auf 44 % im Jahr 2023 explodiert, eine Zahl, die seit 2020 stabil geblieben ist! Wir können also sagen, dass die Pandemie die Bedeutung von Gesundheit und Forschung in den Augen unserer Spender gestärkt hat.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Gesundheitssysteme, und wie können private und institutionelle Spender dazu beitragen, sie zu bewältigen?

T.H.: Generell sind die Gesundheitssysteme mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere mit den steigenden Anforderungen und Kosten im Zusammenhang mit einer alternden Bevölkerung. Hier in Luxemburg funktioniert unser primäres Gesundheitssystem im Allgemeinen gut, obwohl die geringe Größe des Landes bedeutet, dass die medizinische Versorgung für komplexere und spezialisierte Krankheiten begrenzter ist. Glücklicherweise verfügen wir über eine ausgezeichnete und effiziente Zusammenarbeit mit Spitzenzentren in unseren Nachbarländern, die den Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung gewährleistet. Dennoch gibt es in Luxemburg immer noch viele Menschen, die nicht von der Caisse Nationale de Santé abgedeckt werden, was die entscheidende Rolle von Wohltätigkeitsorganisationen wie Médecins du Monde bei der Demokratisierung des Zugangs zur medizinischen Grundversorgung unterstreicht. Dies ist auch einer der Bereiche, die wir über unsere einzelnen Stiftungen unterstützen. Gleichzeitig können private und institutionelle Spenden eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung innovativer Forschungsprojekte spielen, etwa im Bereich der personalisierten Medizin und der künstlichen Intelligenz, die zwei große Chancen bieten, die Effizienz der Forschung zu steigern, die Umsetzung ihrer Ergebnisse in die klinische Praxis zu beschleunigen und die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern. Auf diese Weise können Spender dazu beitragen, die Vorteile dieser Innovationen zu nutzen und die Zusammenarbeit zwischen Forschern und Gesundheitsdienstleistern zu erleichtern.

Könnten Sie einige der wichtigsten Projekte des LIH hervorheben, die von der Fondation de Luxembourg unterstützt wurden?

T.H.: Wir haben die Entwicklung des ehemaligen CRP-Santé, des heutigen LIH, im Laufe der Jahre mit großem Interesse verfolgt, da seine Geschichte zufällig mit der Gründung der FdL zusammenfällt. Daher haben wir ein besonderes Interesse an den innovativen Forschungsaktivitäten des Instituts. Im Laufe der Jahre haben wir dem LIH über fünf unserer Stiftungen – darunter auch die inzwischen geschlossene COVID-19-Stiftung – mehr als 500 000 EUR zur Verfügung gestellt, und zwar in verschiedenen Bereichen, von der Kardiologie über Krebs bis hin zu COVID-19. Insbesondere über die „Fondation COEUR – Daniel Wagner“ haben wir zwei Projekte unter der Leitung von Dr. Yvan Devaux von der Cardiovascular Research Unit unterstützt, die darauf abzielen, die Auswirkungen eines Herzstillstands auf die Hirnfunktion zu untersuchen und spezifische Biomarker zu entwickeln, mit denen sich die Ergebnisse von Patienten nach einem Herzstillstand vorhersagen lassen. Parallel dazu unterstützte die „Fondation Marie-Jeanne et Edmond Schumacher“ ein sehr interessantes Projekt unter der Leitung von Dr. Eric Van Dyck von der Forschungseinheit DNA-Reparatur und Chemoresistenz, das darauf abzielt, in die DNA-Reparaturmechanismen in tödlichen Glioblastom-Tumoren einzugreifen, um eine angeborene Immunreaktion gegen Krebszellen zu aktivieren und so möglicherweise die Wirksamkeit der derzeitigen Immuntherapien zu verbessern. In ähnlicher Weise unterstützt die „Fondation Josée Wolter-Hirtt“ derzeit Dr. Anna Golebiewska und Sabrina Fritah vom NORLUX-Labor für Neuro-Onkologie bei der Bewertung der Auswirkungen spezifischer RNA-Modifikationen auf die Reaktion von Hirntumoren auf eine pharmakologische Behandlung. Was COVID-19 betrifft, so haben wir die Arbeit von Dr. Brice Appenzeller finanziert, der untersucht, wie der hormonelle Status von Patienten vor der Infektion mit der Schwere der Symptome in Verbindung gebracht und möglicherweise als Vorhersageinstrument genutzt werden kann. Und schliesslich hat die „Fondation du Pélican de Mie et Pierre Hippert-Faber“ im Zeitraum 2019-2022 mehrere LIH-Doktorandinnen und -Doktoranden durch die Pelican Grants direkt unterstützt und ihnen geholfen, ihre Forschung zu finanzieren und zusätzliche Kosten wie Reisekosten für die Teilnahme an Konferenzen und Ausbildungsworkshops sowie kurzfristige Auslandsaufenthalte im Rahmen von Forschungskooperationen zu decken.

Was waren Ihre Hauptgründe, die Forschung am LIH zu unterstützen?

T.H.: Erstens sehen wir das LIH als einen der Hauptakteure in der luxemburgischen biomedizinischen Forschungsszene und als Vorreiter in der personalisierten Medizin, was sich mit unseren Prioritäten deckt. Darüber hinaus zeichnet sich das Institut durch seine translationale Forschung aus, die die Kluft zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung überbrückt – ein wichtiger Schwerpunkt für uns. Die starke lokale Präsenz und die gut etablierte Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Nationalen Forschungsfonds erhöhen die Attraktivität des Instituts für Spender und bieten die Möglichkeit der Kofinanzierung, wodurch die Wirkung privater Spenden verstärkt wird.  Und schließlich sind wir beeindruckt von den hochqualifizierten Profilen der LIH-Forscherinnen und -Forscher und von ihrer positiven, zukunftsorientierten und zupackenden Einstellung!

Abschließend: Wie stellen Sie sich vor, dass sich die Unterstützung der Fondation de Luxembourg in Richtung KI und digitale Gesundheit in Zukunft weiterentwickelt?

T.H.: Während sich unsere derzeitigen Geldgeber eher auf traditionelle Krankheitsbereiche und herkömmliche Forschungsmethoden konzentrieren, glaube ich fest daran, dass es in den kommenden Jahren eine Verlagerung in Richtung KI und digitale Gesundheit geben wird. Diese Technologien bergen ein immenses Potenzial zur Verbesserung der Ergebnisse und der Effizienz im Gesundheitswesen. Das LIH ist gut positioniert, um in diesem Bereich führend zu sein, und wir gehen davon aus, dass die Unterstützung für Projekte in den Bereichen KI und digitale Gesundheit mit wachsendem Bewusstsein zunehmen wird.

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